EUROPÄISCHE MINDERHEITEN ZU GAST IN BRESLAU/WROCŁAW

 

Die Hohe Kommissarin für Nationale Minderheiten der OSZE, Astrid Thors hält die Eröffnungsrede


Vom 18.-22. Mai 2016 treffen sich die europäischen autochthonen, nationalen Minderheiten zu ihrem Jahreskongress in der EU-Kulturhauptstadt Breslau/Wrocław.

Auf Einladung der deutschen Minderheit in Polen, werden über 150 Delegierte aus mehr als 30 europäischen Ländern erwartet.

Sie verbindet, sich für die Bewahrung und Förderung der eigenen Identität, Sprache, Kultur und Einzigartigkeit als unwiederbringlichem europäischem Erbe einzusetzen.

In der Geschichte und Krise Europas sind Konflikte oft mit Minderheiten und dem Zusammenleben verschiedener Völker verbunden. Der FUEN Kongress zeigt, in wie vielen Regionen Europas sich Minderheiten seit Jahrzehnten friedlich, selbstbewusst und zukunftsorientiert engagieren. Minderheitenpolitik ist Friedenspolitik.

„Wir freuen uns, mit unserem Kongress in der EU-Kulturhauptstadt 2016 Breslau/Wrocław zu Gast zu sein. Die Stadt und die Minderheiten blicken auf eine wechselvolle Geschichte. Wir wollen uns davon erzählen lassen und laden ein uns kennen zu lernen“ , so FUEN Präsident Hans Heinrich Hansen – Angehöriger der Deutschen Minderheit in Dänemark.

Die Hohe Kommissarin für Nationale Minderheiten der OSZE, Astrid Thors hält die Eröffnungsrede beim FUEN Kongress in Breslau / Wrocław, der in der Zeit vom 18.-22. Mai stattfindet. 

„Wir sind froh, dass wir die Hohe Kommissarin Astrid Thors gewinnen konnten, um  ihre Erfahrungen und Gedanken über den Minderheitenschutz in Europa mit uns zu teilen“, sagt der Präsident der FUEN, Hans Heinrich Hansen.

„Unser gemeinsames Ziel ist es, bessere Bedingungen für die Minderheiten Europas zu schaffen.
Wir leben in einer Zeit, in der die Unruhe und Verzweiflung der Menschen über Kriege und Konflikte nah und greifbar ist.  Millionen von Flüchtlingen suchen Schutz und Hilfe in den sicheren Ländern Europas. Es besteht die Gefahr, dass Europa fast daran zerbricht.

Umso wichtiger ist es, dass Organisationen, die in europäischen Zusammenhängen arbeiten, ein humanes und humanistisches Gesicht zeigen. Das gilt für internationale Organisationen wie die OSZE, und auch für NGO´s wie die FUEN.

Organisationen sind für Menschen da, nicht umgekehrt. 

Die OSZE hilft auch uns, der FUEN, denn sie arbeitet daran, Spannungen und Konflikte in Gebieten zu mindern, in denen Minderheiten leben“, so Hans Heinrich Hansen. 

Seit August 2013 ist die Finnin Astrid Thors Hohe Kommissarin für Nationale Minderheiten (High Commissioner on National Minorities – HCNM) bei der Organisation für Sicherzeit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Sie war von 1996 -2004 Abgeordnete im Europäischen Parlament und von 2007-2011 finnische Migrations- und Europaministerin.

Seitdem die Position des Hohen Kommissars 1992 etabliert wurde, haben die vier Amtsträger sich mit vielen interethnischen Konflikten in verschiedenen Teilen Europas befasst. Sie treten dabei weniger an die Öffentlichkeit, sondern sind meist bemüht, durch stille Diplomatie Spannungen und Konflikte zu de-eskalieren. Die Hohe Kommissarin kann so wichtige Weichen stellen für die Entwicklung des Minderheitenschutzes in Europa. Die OSZE-Kommissare haben maßgebende Empfehlungen, z.B. über Bildungsrechte, Sprachenrechte, Partizipation, Medien, Polizei, Integration und zwischenstaatliche Beziehungen festgelegt.

Deutschland hat 2016 den Vorsitz der OSZE inne. Die FUEN ist mit ihren Mitgliedsorganisationen in diesem Zusammenhang an mehreren Projekten beteiligt und kooperiert mit dem Büro der Hohen Kommissarin.  
Der Jahreskongress der FUEN in Wroclaw/Breslau widmet sich auch und besonders der jüngsten Entwicklung in Europa, die für die Minderheiten eine erhöhte Gefährdung bedeutet.

Viele der über 90 Mitgliedsorganisationen der FUEN waren und sind direkt betroffen von den jüngsten Konflikten in Europa, verursacht durch die weitergehende wirtschaftliche Krise und der Migrationswelle durch den Krieg in der Ukraine und dem alles überschattenden Krieg in Syrien. Mit Besorgnis sieht die FUEN zudem eine Tendenz zur Renationalisierung, Desintegration und dem Wiederaufbau von Grenzen in Europa.

„Die OSZE ist nicht zuletzt deshalb eine natürliche Partnerin der FUEN, weil sie sich sowohl um die Sicherheit als auch um die wichtigen humanen Belange, nämlich um die Menschenrechte kümmert“, so der Präsident der FUEN, Hans Heinrich Hansen.

Die FUEN ist im Rahmen des deutschen OSZE-Vorsitzes vom deutschen Außenministerium aufgefordert worden die Rolle der nationalen Minderheiten als Brückenbauer zwischen den Staaten zu untersuchen und zu definieren, um auch dadurch den Weg zu internationalen Lösungen in Europa zu bereiten.

Information

Kongress: Der FUEN Kongress findet vom 18.-22. Mai statt, in Zusammenarbeit der FUEN mit dem Verband der sozialkulturellen Gesellschaften (VDG), der Organisation der deutschen Minderheit in Polen. 

Die Delegierten reisen am 18.05. an. Nach der Eröffnung des Kongresses widmet sich der erste Kongresstag der Aktuellen Situation in Polen und Minderheitenpolitik, mit Schwerpunkt deutsche Minderheit. Der zweite Kongresstag ist ein Thementag unter dem Motto „ Quo vadis Europe? The multifaceted crisis of Europe”. Im Rahmen des Kongresses findet zudem die Delegiertenversammlung des größten Dachverbandes der Minderheiten statt. Ein Markt der Völker bietet reichlich Zeit und Anregung, die vielen Minderheiten selbst kennenzulernen, bevor die  Teilnehmer selbst die Kulturhauptstadt erleben. 

In Polen selbst leben 13 anerkannte, alteingesessene Minderheiten, dazu zählen die Deutschen, die Ukrainer, die Slowaken, die Kaschuben, die Lemken, die Juden und die Roma. In ganz Europa gibt es über 400 nationale Minderheiten, Volksgruppen und kleine Völker mit mehr als 100 Millionen Angehörigen. Sie sprechen eine Vielzahl von Regional- und Minderheitensprachen.

Unter dem Dach der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen, kurz FUEN, sind schon über 90 Minderheiten organisiert. Zu ihnen zählen die Kaschuben in Polen, die Ladiner in Italien, die Ungarn in Rumänien, die Finnen in Schweden, die Bretonen in Frankreich, die Lausitzer Sorben aus Deutschland, die Krimtataren aus der Ukraine, die Burgenland-Kroaten aus Österreich, die Aromunen aus Mazedonien, die Turk-Mescheten aus Russland und die West-Thrakien Türken aus Griechenland.

Die FUEN ist Interessenvertretung, Plattform für Austausch und Begegnung sowie Solidargemeinschaft zugleich. Die FUEN vertritt die Interessen dieser europäischen Minderheiten auf regionaler, nationaler und insbesondere auf europäischer Ebene. Sie ist der größte Dachverband der autochthonen, alteingesessenen Minderheiten in Europa.

Die FUEN setzt sich für die Erhaltung und Förderung der Identität, Sprache, Kultur, Rechte und Einzigartigkeit der europäischen Minderheiten ein. Sie ist ihre Sprecherin bei den Internationalen Organisationen, insbesondere bei der Europäischen Union und dem Europarat sowie bei der UNO und der OSZE.

Gegründet wurde die FUEN 1949 in Paris, heute hat sie drei Standorte: in Flensburg, Berlin und Brüssel.

Mehr Informationen:
Factsheet Hohe Kommissarin für Nationale Minderheiten (English)

HCNM Thematische Empfehlungen und Leitlinien – 1996 bis heute

OSZE Hohe Kommissarin für Nationale Minderheiten erörtert wie man den interethnischen institutionellen Rahmen in der Ukraine verstärken kann (Englisch)

Serbische Premierminister eröffnet die von der OSZE geförderte mehrsprachige Universitätsabteilung in Süd-Serbien (Englisch)

FUEN Beitrag im Rahmen des deutschen OSCE Vorsitzes

FUEN Präsident Hans Heinrich Hansen in Wien: „Der Grundsatz einer gelungenen Minderheitenpolitik ist Gleichwertigkeit und Dialog auf Augenhöhe“

News / Pressemitteilungen


11.03.2016 - OSZE-Kommissarin für Minderheiten eröffnet Jahreskongress der FUEN

11.03.2016 - Vielfalt leben – Europa gestalten - Der FUEN Kongress in der Kulturhauptstadt


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