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Die erste Podiumsdiskussion am Freitag auf dem FUEN Kongress zum 70-jährigen Jubiläum 2019 setzte den Fokus auf die ungarische Minderheit in der Slowakei.
Attila Simon vom Forum Minority Research Institute stellte eine kurze Geschichte der ungarischen Gemeinschaft in der Slowakei vor. Er hob hervor, dass innerhalb von hundert Jahren der Prozentsatz der Ungarn von 25 auf 8 Prozent gesunken sei und nun ihre Anzahl 450.000 beträge. Unter Berücksichtigung all der Schwierigkeiten, denen sie ausgesetzt gewesen wären, zeigten diese Zahlen die Macht der Gemeinschaft und ihren Willen, als Gemeinschaft zu überleben, sagte Herr Simon.
Géza Tokár von der ungarischen NGO Roundtable stellte die zivilgesellschaftliche Funktionsweise der Ungarn vor. Die zivilen Strukturen wurden parallel zur slowakischen Zivilgesellschaft geschaffen, wobei Bildung und Kultur die dominierenden Schwerpunkte bildeten. Herr Tokár sagte, dass zu den großen Fragen, mit denen sie konfrontiert seien, der Weg zur Zusammenarbeit mit der politischen Vertretung, der alternden Gesellschaft und dem konfliktreichen Verhältnis zwischen Bindung und Brückenbildung zu zählen seien - da Minderheitenorganisationen standardmäßig nicht so umfassend sein können, wie einige es sich wünschen.
József Berényi, stellvertretender Vorsitzender der Selbstverwaltungsregion Trnava, sprach über die politische Repräsentation der Ungarn, die von einem Ziel angetrieben wird: dem Überleben der Gemeinschaft. Die öffentliche Verwaltung brachte die Gemeinde in eine schwierige Situation, da die neuen Kreisgrenzen so gezogen wurden, dass die ungarische Bevölkerung in keinem Komitat mehr als 25 Prozent beträgt. Die politischen Führer der Gemeinschaft fordern eine neue regionale Struktur, in der ein neues Land mit ungarischer Mehrheit entlang der Donau entstehen könnte.
Beáta Kiss fasste die Probleme zusammen, mit denen die ungarische Gemeinschaft im Bildungsbereich konfrontiert ist, darunter die zentrale Finanzierung und der Lehrplan, der nicht den spezifischen Bedürfnissen der Gemeinschaft entspricht. Ein weiteres Problem ist, dass Slowakisch als Muttersprache unterrichtet werden muss, sowie die Unterfinanzierung kleiner Minderheitenschulen.
Attila Dabis stellte die Europäische Bürgerinitiative für nationale Regionen vor, die das Minority SafePack ergänzt, und bat die FUEN Mitgliedsorganisationen um Unterstützung bei der Sammlung der Unterschriften.
Im zweiten Panel sprach der Moderator Kovács Balázs von der Ungarischen Fachhochschule für höhere Studien mit dem Rechtsexperten Horony Ákos, Ondrej Pöss, Präsident des KDV, József Menyhárt, Präsident des MKP, Orosz Örs Experte des Forum Minority Research Institute und Tárnok Balázs, MKP, über die Minderheitengesetzgebung und deren Umsetzung in der Slowakei sowie die Möglichkeit ihrer Weiterentwicklung.
Ákos Horony erklärte, dass die slowakische Verfassung die Minderheiten anerkennt, aber nicht als Gemeinschaft, sondern auf individueller Basis. Obwohl Gesetze zum Schutz von Minderheiten bestehen, gibt es Fälle, in denen das Gesetz nicht von den Behörden durchgesetzt wird. Die Slowakei habe beschlossen, dass die Rechtsvorschriften des Landes keiner Übereinstimmung mit der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen bedürfe, dass keine Notwendigkeit für eine Minderheitenuniversität bestehe und Ungarisch nicht als Amtssprache anerkannt werden müsse. Seiner Meinung nach muss das Ansehen der ungarischen Sprache erhöht werden, denn die Sprache ist in der Slowakei aufgrund der Ähnlichkeit der Kultur der beiden Gemeinschaften fast der einzige Unterschied zwischen Slowaken und Ungarn. Wenn die Ungarn also keine ausreichende Chance haben, ihre Muttersprache zu lernen und zu benutzen, wird die Assimilation zu einer echten Bedrohung, aerklärte Horony.
József Menyhárt sagte, das Ansehen der Minderheitensprachen in der Slowakei sei geringer als das der Amtssprache: "Wir können die Frage nach dem Ansehen der Sprache nicht umgehen. Das Prestige der Sprachen ändert sich, und wir müssen darauf achten, wie die Ungarn ihre Sprache sehen oder wie sie die slowakische Sprache sehen", sagte Herr Menyhárt.
Orosz Örs sprach über die Aspekte, die Eltern bei der Wahl der Schule für ihre Kinder berücksichtigen. "Viele Eltern melden ihre Kinder in slowakischsprachigen Schulen an, weil sie denken, dass sie durch das Lernen des Slowakischen bessere Chancen haben, im Leben erfolgreich zu sein. Um dieses Problem anzugehen, muss die Methodik des Unterrichts der slowakischen Sprache an Minderheitenstudenten geändert werden: Kinder sollten sie als Zweitsprache lernen", sagte Herr Orosz.
Herr Pöss wies darauf hin, dass es nur wenige Schulen für die Karpatendeutschen der Slowakei gibt und die Schüler nicht alle Materialien in ihrer Muttersprache erhalten können, und das ist ein großes Problem für die Gemeinde. "Englisch muss von allen gesprochen werden, aber ich hoffe, dass die deutsche Sprache in der Slowakei eine glänzende Zukunft hat sowie unsere Gemeinschaft", sagte Herr Pöss.
Tárnok Balázs ist der Ansicht, dass die Slowakei ihre internationalen Aufgaben fortsetzen muss. Dokumente wie die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen und die Rahmenkonvention zum Schutz nationaler Minderheiten müssen respektiert und den internationalen Erwartungen gerecht werden. Die mangelnde Durchsetzung der Minderheitenrechte sei in der Slowakei ein Problem, aber auch in anderen EU-Ländern gebe es Doppelstandards, sagte Herr Tárnok.
Die Teilnehmenden des Panels waren sich einig, dass der Einsatz für den Schutz von Minderheiten ein neues Image benötigt, damit er als ansprechend und originell wahrgenommen wird. Dabei sollte die Macht der kleinen, aber konsequenten Schritte nicht heruntergespielt werden. Ein großer Bedarf besteht an einem Wandel von einer pessimistischen Denkweise hin zu positiven Beispielen.