FUEN kritisch zu neuer Verwaltungsvorschrift in Brandenburg

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Heute plant die Eltern-Kinder-Initiative, die von der Domowina – dem Bund Lausitzer Sorben und dem Rat für sorbische Angelegenheiten beim Potsdamer Landtag unterstützt wird, die Übergabe des Zwischenstandes ihrer Petition im Potsdamer Landtag, anlässlich der Sitzung des Bildungsausschusses.

Bereits am Dienstag, 21.03. befasste sich der Rat für sorbische Angelegenheiten zum wiederholten Male mit der Zukunft des Sorbisch-Unterrichts in Brandenburg.

Hintergrund der Proteste ist die geplante Novellierung der Sorben-Wenden-Schulverordnung für den Sorbisch-Unterricht und Sorbisch im bilingualen Unterricht des Brandenburger Bildungsministeriums (MBJS).

Vorgesehen ist unter anderem eine Mindestanzahl von 12 Schülern pro Jahrgang und jahrgangsübergreifender Unterreicht in drei Klassenstufen als Voraussetzung für den Schulunterricht in niedersorbischer/wendischer Sprache.

Der Rat für Angelegenheiten der Sorben/Wenden in Brandenburg und die Domowina – der Bund Lausitzer Sorben - befürchten, dass die neue Schulverordnung zu einer Reduzierung des Angebots und Qualitätseinbußen führt. An zahlreichen Schulen in der Niederlausitz würde der Sprachunterricht wegfallen. Kindern und Jugendlichen würde die Chance genommen werden ihrem Wunsch entsprechend die Sprache adäquat zu erlernen.

Die Domowina fordert, an jeder Schule, wo es die Eltern wünschen, Sorbisch-Unterricht zu gewährleisten. „In diesem sensiblen Bereich dürfen keine Kürzungen zugelassen werden, sondern es muss alles dafür getan werden, dass alle Interessenten die Möglichkeit haben, ohne Widerstände Sorbisch zu lernen“, so die Domowina, die Mitglied der FUEN ist.  

Das Niedersorbische gehört zu den am meisten gefährdeten Sprachen Europas und ist nach der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen geschützt.

Das Präsidium der FUEN hat sich in seinen Beratungen am 17.-18. März in Berlin durch FUEN Vizepräsident Bernhard Ziesch über die aktuelle Situation informiert.

Das Land Brandenburg, dass die niedersorbische Sprache als lebendiges Kulturerbe des Landes schätzt, hat in den letzten Jahren eine Reihe von Maßnahmen vorgenommen, um die Sprache und Kultur der Niedersorben besser zu schützen. Im Jahr 2014 wurde das Sorben/Wendengesetz novelliert, im Mai 2015 fanden erstmal Wahlen für den Rat für Angelegenheiten der Sorben/Wenden beim Brandenburger Landtag statt, das Land hat seine Förderung für die Stiftung für das sorbische Volk erhöht und trägt mit 3,1 MIll. Euro zu deren jährlichen Finanzierung bei.

Seit Mitte letzten Jahres hat die Landesregierung einen Landesplan zur Stärkung der niedersorbischen Sprache / Krajny plan za zmócnjenje dolnoserbskeje rěcy vorgelegt, der vielfältige Maßnahmen für die Sprachenpolitik enthält. Mit diesem Plan – so das Votum der FUEN - reiht sich das Bundesland, national und europäisch ein in die Regionen, die für ihre Minderheiten und Minderheitensprachen über die gesetzgeberischen Regelungen hinaus, konkrete Umsetzungspläne verabschieden.

Im Ausblick des Landesplanes heißt es: “Er (der Landesplan) ist auch eine Einladung zum Dialog, eine Grundlage zur kritischen Diskussion. Um gemeinsam mit der Sprachgruppe Erfolge zu erzielen und sich entsprechend der Möglichkeiten, Bedürfnisse und rechtlichen Verpflichtungen weiterentwickeln zu können, wird auch die Sprachenpolitik fortgeschrieben werden“.

In diesem Kontext stellt die FUEN fest: Vorschulische und Schulische Bildung sind eines der stärksten Garanten für erfolgreiche und kontinuierliche Sprachrevitalisierung und damit unverzichtbarer Teil einer gelingenden Sprachenpolitik. Die Revitalisierungsmaßnahmen für das stark gefährdete Niedersorbische, durch Verwaltungsvorschriften zu gefährden, die sich faktisch gegen die Bedürfnisse und Möglichkeiten der Betroffenen richtet, kann nicht im Sinne der Landesregierung sein!, so die FUEN.

Ungeachtet von Sachzwängen und Ressort-Zuständigkeiten, motiviert die FUEN zum Dialog um Erreichtes zu sichern und gemeinsam Erfolge zu erzielen. Der starke Ausdruck des Willens der Kinder und Eltern für das Niedersorbische ist eine Anerkennung zugleich.

Mit Unterstützung der gewählten Vertretungen der Sorben, der Domowina – dem Bund Lausitzer Sorben und dem Rat für sorbische Angelegenheiten sollte es gelingen – im europäischen Minderheiten-Maßstab – vertretbare Regelungen für eine Verwaltungsvorschrift zu vereinbaren, die die ambitionierten Ziele für die Revitalisierung des Niedersorbischen unterstützt.

Die FUEN wird die weitere Entwicklung in Brandenburg aufmerksam verfolgen. 

Pressemitteilung von der Domowina vom 27.2.2017

Zur Online-Petition: WITAJ muss bleiben! Wir Eltern kämpfen für den Sorbisch-Unterricht unserer Kinder!

Sorben/Wenden in Brandenburg

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