FUEN Mediaforum: Wir verbreiten Identität

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Die Medienlandschaft hat sich stark verändert. Der traditionelle, verantwortungsbewusste und qualitativ hochwertige Journalismus sieht sich mit immensen Herausforderungen konfrontiert. Diese Zeiten sind für Minderheitenmedien besonders schwierig, sagte FUEN Präsident Loránt Vincze auf dem Forum der Minderheitenmedien in Berlin.

Das Mediaforum der FUEN mit dem Titel „Politik und Medien für Minderheiten: Information, Netzwerk, Kommunikation“, das aktuelle Themen im Minderheitenbereich fokussierte, fand zum ersten Mal vom 1. bis 2. Februar 2018 in Berlin statt. Das Forum, an dem sich deutschsprachige und internationale Medienvertreter beteiligten, förderte das Netzwerken klassischer Printmedien sowie die Entwicklung der Online-Medien der Minderheiten oder ethnischen Gruppen Europas. Journalisten aus Deutschland, Rumänien, Lettland, Polen, Ungarn, Moldawien, Österreich, Russland, Kasachstan, Italien und Kroatien trugen mit ihren eigenen Erfahrungen zu der Diskussion bei. Die Themen der Veranstaltung waren der Einfluss der Minderheitenvertreter auf die Politik, die Rolle der Minderheiten in den Regionen Europas sowie nützliche Strategien, um Minderheiten in einer authentischen und differenzierten Weise darzustellen.

Der Präsident der FUEN sagte, dass es eine starke Verbindung zwischen der Repräsentation, den Rechten und den Medien der Minderheiten gebe. Das Kernelement einer ethnischen Identität sei sicherlich die Sprache, und die Existenz von Minderheitenmedien mache einen Teil davon aus. Die Unterstützung für die Massenmedien der Minderheiten, der angemessene Rahmen für ihre Existenz und ihre Integration in das institutionelle System der Minderheiten seien überaus wichtig, sagte Loránt Vinze.

Die erste Paneldiskussion Politik im Blick, moderiert von Andreas Stopp (Deutschlandradio), befasste sich damit, wie die Bundesrepublik Deutschland sowie die deutschen Bundesländer Belange der Minderheiten und Minderheitenmedien sehen und ünterstützen, sowie welche Herausforderungen bestehen. Obwohl die Sorben allein 1% der lokalen Bevölkerung ausmachen, sendet das öffentliche Radio MDR täglich ein einstündiges Programm auf Sorbisch, berichtete Erhard Weiman, Staatssekretär und Bevollmächtigter des Freistaates Sachsen beim Bund. Renate Harcke, Geschäftsführerin der Fraktion Die Linke im Landtag Brandenburg, sprach über das neue Gesetz bezüglich der Sorben in Brandenburg. Sie ist der Meinung, dass Minderheitenthemen in den deutschsprachigen Medien mehr abgedeckt werden sollten und Minderheiten in stetigem Austausch mit Entscheidungsträgern stehen sollten. Anke Spoorendonk, ehemalige Landesministerin Schleswig-Holsteins und Mitglied des Bürgerausschusses der Minority SafePack Initiative, sprach darüber, dass Minderheitenpolitik auf allen Ebenen Europas funktionieren müsse. Aus diesem Grund sei die Minority SafePack Initiative so wichtig. Sie fügte hinzu, dass die Kopenhagen-Kriterien wieder auf die Agenda gesetzt werden müssten. Ehemaliger Bundesbeauftragter für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk, betonte, dass sich in den letzten Jahren die öffentliche Wahrnehmung von Minderheiten geändert habe. So würden sie nicht mehr oft allein mit Folklore und Tradition assoziiert werden, sondern vor allem mit Sprache und Identität. Koschyk bezeichnete sich als einen Verfechter der Gerechtigkeit und begrüßt aus diesem Grund die MSPI und ihre konkreten Forderungen. „Toleranz bedeutet Duldung, aber ich möchte Akzeptanz“, sagte er zur Wahrnehmung von Minderheiten in Deutschland. Er sagte, dass die Sinti und Roma immer noch diskriminiert und die Friesen unzureichend finanziert werden. Die offene Diskussionsrunde, die sich dem anschloss, deckte auf: Während es in einigen Mitgliedsstaaten selbstverständlich ist, dass Minderheitenmedien von staatlichen Autoritäten finanziert werden, ist diese Vorgehensweise in anderen Ländern verboten.

Die zweite Paneldiskussion Medien und Netzwerke im Blick gab einen Einblick in die Probleme, mit denen sich Medien zur Zeit konfrontiert sehen, bot jedoch zugleich auch einige Lösungen an. Edita Slezáková, Präsidentin von MIDAS (Minorities Dailies Association), sagte, dass die Leserzahl ihrer Mitglieder konstant abnehmen würde. Dies führe dazu, dass sie erwägen, ihre Statuen zu ändern, um auch Mitgliedschaften für ein elektronisches Medienangebot anbieten zu können. Karoline Gil vom Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) stellte das Facebook-Projekt Mind-Netz vor, das Inhalte der Minderheitenmedien teilt und vor allem junge Leute ansprechen möchte. Jedoch begegnen auch ihnen Schwierigkeiten, auf Grund der wechselnden Algorithmen bei Facebook. Philipp Fritz, Redakteur bei ostpol.de, warf ein, dass große Zeitungen Probleme damit haben, über Minderheiten zu berichten, da die Leser mehr an Konflikten interessiert seien. Sei es jedoch eine gute Geschichte, dann wäre es egal, ob es um Minderheiten oder die Mehrheitsgesellschaften gehe. Karin Haug, ZDF-Fernsehrätin, fügte hinzu, dass das Interesse an Minderheiten im öffentlichen Rundfunk zusehends abnimmt. Allerdings würden ihrer Meinung nach gleichermaßen Minderheiten nicht genügend Interesse daran zeigen, mit der Mehrheitsgesellschaft durch Medien zu kommunizieren.

Die erste Paneldiskussion am Freitag, moderiert von FUEN Vize Präsidentin Olga Martens, wurde zum Anlass genommen, einige der teilnehmenden Medien vorzustellen: Der Nordschleswiger aus Dänemark, die oft mit der dänischen Zeitung in Flensburg, aber auch mit lokalen dänischen Zeitungen zusammenarbeiten; Zentralasiens einzige deutsche Wochenzeitung, die Deutsche Allgemeine Zeitung aus Kasachstan; die bilinguale Serbske Noviny aus Deutschland, die 1920 gegründet wurde; die Wochenzeitung der Ladin, La Usc di Ladins aus Südtirol, Italien; die Wochenzeitung das Wochenblatt aus Polen, die aufgrund einer Fusion nun Teil einer größeren Mediengruppe ist, die Fernsehen, Radio und den Online-Bereich umfasst; und eine der zwei deutschen Zeitungen Rumäniens, die Allgemeine Deutsche Zeitung. 

Die zweite Paneldiskussion startete mit einer Erfolgsgeschichte, die der serbischen Zeitung Novosti Weekly aus Kroatien. Ihnen gelang es, von Jahr zu Jahr mehr Leser für sich zu gewinnen, in dem sie allgemeine Politik und Minderheitenthemen miteinander vermischen. Die Geschichte des ungarisch-sprachigen Kolozsvári Rádió aus Rumänien wurde danach vorgestellt. Im vergangenen Jahr erweiterte der öffentliche Radiosender seine Sendezeit in ungarischer Sprache von fünf Stunden am Tag auf 24 Stunden. Dies war eine begrüßte Veränderung, jedoch bedeutete es zugleich mehr Arbeit, da das Redaktionsteam drei- bis viermal kleiner ist als das Team des rumänischen Rundfunks, der auch den ganzen Tag sendet. Ein interessantes Beispiel kommt aus Österreich. Die slowenische Redaktion des ORF stellt ein ganztägliches Programm gemeinsam mit einem privaten Anbieter bereit. Die deutsch-polnische Mittendrin des MDR Sachsen sowie die bilinguale Moskauer deutsche Zeitung wurden anschließend vorgestellt.

Die Teilnehmenden hielten das Mediaforum der FUEN als ein nützliches Projekt, um Erfahrungen auszutauschen, gemeinsam Lösungen zu finden und zu netzwerken. Alle waren sich einig, dass die Medien ein wichtiger Bestandteil der Identität jeder Minderheit sind oder wie ein Teilnehmer es treffend formulierte: „Wir verbreiten Identität“. In ihrer Abschlussrede versprach FUEN Vizepräsidentin Olga Martens, dass das Projekt Medienforum fortgesetzt wird.

Fotos der Mediaforum

*Das Projekt wurde vom Bundesministerium des Innern unterstützt und mit Mitteln der Bundesrepublik Deutschland gefördert.


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